Warum die Verbrauchsangaben höher werden

Wir lesen seit Jahren, dass Neuwagen immer weniger verbrauchen werden. Die Herstellerangaben hierzu sind meist sehr optimistisch. Bei Besitz eines Neuwagen kommt man sehr schnell auf den Boden der Realität. Fährt man auch noch so wirtschaftlich und motorschonend, der Verbrauch ist ständig höher als jener, der vom Werk angegeben wurde. Warum ist das so?
08. November 2017
Auspuff_Foto

Text: Stefan Novotny

WIE KAMEN DIE AUTOFIRMEN AUF DEN ERMITTELTEN WERT?

1992 wurde ein Prüfverfahren zur Ermittlung des Verbrauchs entwickelt. Dieses wurde bis Ende August 2017 angewendet. Das Interesse vonseiten der Autobauer war ziemlich gering, dieses Prüfverfahren weiterzuentwickeln oder durch ein neues zu ersetzen. Die zu veröffentlichenden Verbrauchsangaben waren gering und es gab genügend Schlupflöcher, diese gering zu halten. Das Prüfverfahren hieß NEFZ (Neuer Europäische Fahrzyklus) und wurde gemeinsam mit der Abgasnorm Euro 1 eingeführt. 1997 wurde es mit Euro 3 spezifiziert und nun, 2017, wird es mit der Einführung der Abgasnorm Euro 6c durch ein neues Prüfverfahren ersetzt.

Nicht nur am Design erkennen wir, dass sich Autos weiterentwickeln. Auch die Fahrbedingungen ändern sich über die Jahre. Die Testbedingungen des NEFZ-Prüfverfahrens bot dermaßen viele unrealistische Gegebenheiten, dass die Verbrauchsangaben der Autohersteller am Papier gut ausgesehen haben, für den Otto Normal Verbraucher total unerreichbar waren. So wurden die Testfahren nur auf ganz geraden Straßen gemacht. Der Reifendruck war so hoch, dass der Abrieb auf der Straße ziemlich gering gehalten wurde. Die Höchstgeschwindigkeit bei dem Test lag bei 120 km/h. Alleine das Tempolimit auf Österreichs Autobahnen ist um 10 km/h höher.

WAS WIRD NEU?

Der neue Test wird seit 1. September diesen Jahres durchgeführt, wurde WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) getauft und funktioniert unter realistischeren Bedingungen. Hier finden Sie eine Liste mit den wichtigsten Unterschieden:

  NEFZ (alt) WLTP (neu)
Dauer 20 Minuten 30 Minuten
Maximalgeschwindigkeit 120 km/h 131 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit 33,6 km/h 46,6 km/h
Außentemperatur 20-30 Grad 23 Grad
Modell leichteste Ausstattungsvariante leichteste Ausstattungsvariante und Vollausstattung.

 

Die Bedingungen, die bei dem Test herrschen müssen, wurden präzisiert. Dadurch wird automatisch mehr Transparenz geboten. Schlupflöcher wurden bis auf wenige komplett geschlossen. Im Großen und Ganzen kann man das neue Prüfverfahren als großen Wurf bezeichnen. Die Abgas- und Verbrauchsangaben der Hersteller werden so präzise wie nie zuvor.

DIE AUTOGOTT.AT-VERBRAUCHSRUNDE

Seit Anfang September dokumentieren wir auf unserer AUTOGOTT.AT-Verbrauchsrunde ebenfalls den Verbrauch unserer Testfahrzeuge. Dabei vergleichen wir den tatsächlichen Verbrauch mit den Angaben der Hersteller. In unserem dazu gehörenden Blogbeitrag informieren wir regelmäßig über unsere Ergebnisse. Jedes Fahrzeug wird von uns auf einer Strecke gefahren, die viele Gegebenheiten widerspiegelt. Autobahn, Bundesstraße, Berg, Stadt - alles ist dabei. Da unsere Testautos immer nur zu einer bestimmten Zeit des Jahres für uns Verfügbar sind, können die äußeren Bedingungen nicht für alle Fahrzeuge gleich sein. Dennoch ist unser bisheriges Ergebnis alles andere als befriedigend. Nur zwei Fahrzeuge (beide elektrisch betrieben) haben positiv überrascht. Drei Modelle haben sogar mehr als doppelt so viel verbraucht, wie vom Hersteller angegeben.

AUCH INTERESSANT

Heute wird die EU-Kommission eine neue Strategie präsentieren, wie die Pariser Klimaziele auch im Autoverkehr erreicht werden sollen. Dem Vernehmen nach soll es keine verpflichtende Quote für Elektroautos geben. Der Ausstoß von Abgasen soll bis 2030 um 30% reduziert werden. Außerdem werden einige Initiativen von Seiten der EU gestartet, um diese Ziele zu erreichen. Die genauen Vorhaben werden wir in den nächsten Tagen an dieser Stelle analysieren.