Vor kurzem hat das Verkehrsministerium das “Aktionspaket Automatisierte Mobilität” veröffentlicht. Mit diesem sollen Rahmenbedingungen für die Zukunft der Mobilität geschaffen werden. Österreich soll zu einem Vorreiterland in Sachen automatisierter Mobilität werden.
Wenn neue Autos vorgestellt werden, ist immer öfter zu lesen, dass autonomes oder teilautonomes Fahren möglich ist. Trotzdem braucht in Österreich jedes Auto einen Fahrer oder Fahrerin, die oder der hinter dem Lenkrad sitzt und das Fahrzeug steuert. Manche Autos könnten schon alleine fahren, laut österreichischem Gesetz ist dies bisher nicht erlaubt. Naja, nicht mehr ganz. Seit kurzem dürfen in Österreich der Einparkassistent und der Spurhalteassistent legal verwendet werden. Vergangenen Sommer machte ein Tesla Fahrer auf sich aufmerksam, als ein Video veröffentlicht wurde, wo sein Tesla Model S alleine mittels "Autopilot" (Spurhalteassistent) über die kurvige Höhenstraße gefahren ist.
Es handelte sich dabei um eine illegale Aktion, dennoch wird einem klar, wie weit die Technologie in den Autos von heute schon ist. Und die Autos, die kommen, werden immer mehr können, und werden immer besser sein. Derzeit schaffen Autos mehr oder weniger autonome Manöver. Aus diesem Grund hat man das Autonome Fahren kategorisiert und in verschiedene Level eingeteilt:
- Level 0: Das Auto kann gar nichts alleine. Für jedes Fahrmanöver wird ein Fahrer oder eine Fahrerin gebraucht.
- Level 1: In vielen Autos sind schon diverse Assistenzsysteme verbaut. Ein adaptiver Tempomat hilft dem Auto zum einen die Geschwindigkeit zu halten, oder den Abstand zum Auto davor nicht zu knapp werden zu lassen.
- Level 2: Kann ein Auto zum Teil selbstständige Entscheidungen treffen, spricht man von Level 2. Da geht es zum Beispiel um das Halten der Spur oder dem automatischen Einparken.
- Level 3: Das Auto kann alleine fahren und trifft alleine Entscheidungen. Dazu zählen Entscheidungen wie das Wechseln einer Spur, automatisches Blinken und das Suchen eines Parkplatzes. Wird eine Situation zu kompliziert, kann der Fahrer oder die Fahrerin das Steuer übernehmen.
- Level 4: Das Auto kann so gut wie alles alleine bewältigen. Dennoch muss ein Fahrer oder eine Fahrerin anwesend sein, um im Falle des Falles das Steuer übernehmen zu können.
- Level 5: Das Auto fährt völlig alleine, es ist keine Person die die Steuerung übernimmt mehr notwendig.
Früher oder später wird es für viele leistbare Fahrzeuge geben, die Level 4 und Level 5 beherrschen. Ohne Voraussetzungen dafür zu schaffen, kommt es zu einem Chaos auf den Straßen. Deswegen wurde das Aktionspaket Automatisierte Mobilität geschnürt.
Das ist in erster Linie dafür da, um die neue Technologie geordnet auf Österreichs Straßen zu bekommen. Welche wichtigen Fragen müssen geklärt werden?
- Wie verhalten sich konventionelle Autos mit autonomen Autos auf der Straße?
- Wie können Autos untereinander kommunizieren?
- Wie kann ich den Verkehr nachhaltiger gestalten?
- Wie wird der Verkehr sicherer?
Das Verkehrsministerium hat gemeinsam mit 300 Experten 3 verschiedene Use Cases entwickelt:
Wie kommt man sicher von A nach B?
Hier geht es vor allem darum, wie Autos mit eingebauten Assistenzsystemen für Sicherheit sorgen. Man will Rahmenbedingungen schaffen, dass die Assistenzsysteme nicht nur proaktiv handeln, sondern auch mit anderen Autos und der Straße kommunizieren.
Vernetzte Verkehrsmittel flexibel machen!
In Zukunft wird es üblich sein, nicht mehr nur mit dem eigenen Verkehrsmittel ans Ziel zu kommen. Es wird eine Verschmelzung zwischen Individualverkehr und öffentlichem Verkehr geben. In Wien kann man heute schon sehen, wie so ein Angebot funktionieren kann. Die Wien Mobil App der Wiener Linien vereint das Angebot aus Park&Ride Anlagen, Carsharing und öffentlichen Verkehr. Das Erreichen der Klimaziele wichtiger den je. Mit einem vernetzten Verkehrsangebot sinken die Emissionen automatisch.
Gut versorgt
Dieser Use Case ist logistischer Natur. Hier achtet man darauf, Produkte effizient, günstig und umweltschonend ans Ziel zu bekommen.
Was bisher geschah
Seit 2016 wurden schon Rahmenbedingungen für den Verkehr der Zukunft geschaffen. In ganz Österreich wurden Testgebiete geschaffen und Pilotprojekte gefördert. In Wien gibt es schon bald den auto.Bus Seestadt. Dabei handelt es sich um einen Bus der Wiener Linien, der völlig autonom in der Seestadt unterwegs ist. Noch sitzt in jedem Bus ein Fahrer oder eine Fahrerin, dieser oder diese greift nur bei Gefahr in Verzug ein.
Dass man auf Österreichs Straßen testen darf, muss man die Ergebnisse der Tests dem Verkehrsministerium zur Verfügung stellen. Dadurch bleibt das gewonnene Know How in Österreich. Man weiß, wo die schwächen der automatisierten Fahrvorgänge liegen (z.B.: automatisches Bilden einer Rettungsgasse). Bis wirklich komplett autonom fahrende Autos in Österreich unterwegs sein können, ist es noch ein langer Weg.
Was jetzt kommt
Durch die bisherige Forschungsarbeit können nun die Ziele konkreter definiert werden. In den nächsten Jahren werden uns folgende Fragen beschäftigen:
- Wie wird die Automatisierung das Österreichische Verkehrssystem verändern?
- Welche Rahmenbedingungen braucht es für das automatisierte Fahren?
- Wie werden die Fahrzeuge mit Infrastruktur kommunizieren?
- Wie kommunizieren Fahrzeuge (auch unterschiedlicher Marken) in Zukunft untereinander?
Diese und viele andere Herausforderungen sollen bis 2022 auf den Weg gebracht werden. Dazu wird es weitere Tests in den Testumgebungen geben. Dabei soll der Fokus vor allem auf die Verkehrssicherheit durch automatisiertes Fahren gelegt werden. Im Rahmen dieser Tests sollen auch neue Mobilitätsangebote geschaffen werden, die die automatisierte Mobilität bereitstellt. Die neue Form der Mobilität muss auch ihren Teil dazu beitragen, die Klimaziele 2030 zu erreichen. Dazu müssen die CO2 Emissionen im Verkehrssektor reduziert werden.
In unserem Schwerpunkt “Straßen der Zukunft” werden wir ab jetzt verstärkt über dieses Thema berichten.