BYTON - “Made in China” mal anders

(Update) BYTON, der Tesla-Konkurrent aus China, macht ernst. Die ersten Autos gehen 2019 in Serie. 2020 kommen sie nach Europa. Finale Bilder des Cockpits des ersten Autos - BYTON M-Byte - wurden veröffentlicht.
Marlene Dorn 13. Juni 2019
BYTON_K-Byte_Front
© BYTON

Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

Chinas Geheimwaffe in Sachen Auto

Ambition würde bei BYTON groß geschrieben werden, selbst wenn es kein Nomen wäre. Denn das in China gegründete Unternehmen plant innerhalb weniger Jahre den Weltmarkt zu erobern und BMW, Audi, Mercedes und Tesla Konkurrenz zu machen. Und das, während sie höchst moderne Technologien - derzeit vielen anderen Autoherstellern weit voraus - zu höchst erschwinglichen Preisen anbieten. Das soll möglich gemacht werden, indem BYTON von Anfang an in die Massenproduktion einsteigt. Bis zu 300.000 Fahrzeuge sollen schon innerhalb weniger Jahre gebaut werden. 

Wer oder was ist BYTON genau?

China ist momentan Vorreiter im Thema Elektroauto - ständig tauchen neue E-Automarken auf. Auch BYTON gehört zu der neuen Welle von Elektroauto-Herstellern. Allerdings wird nicht vielen dieser neuen Marken Erfolg prognostiziert, im Gegensatz zu BYTON. BYTON hat nämlich das Interesse Vieler geweckt: Medien berichten über jede neue Bekanntgabe und BYTON Aktien sind jetzt schon unter Investoren sehr beliebt. Kein Wunder: Das Unternehmen wird von einigen top Ex-Mitarbeitern von BMW, Tesla, Google und Apple aufgebaut.


Da ist es auch keine große Überraschung, dass sich das Unternehmen auf Technologie spezialisiert. Darauf weist übrigens der Name BYTON hin: Er steht nämlich für “Bytes on Wheels”. Im Prinzip kann man BYTON Autos als einen Computer auf Rädern verstehen. Ein ähnliches Motto hat die Marke Lynk & Co, die ihre Autos als "Smartphones auf Rädern" bezeichet. Auf ihre zweite Spezialität weisen sie mit dem Slogan “time to be”, also “Zeit, zu sein”, hin, den man mit Genuss und Entspannung in Verbindung bringen soll. Komfort ist daher ebenfalls ein sehr prominentes Element im Konzept der Marke, was unter anderem auch durch Technologie umgesetzt werden soll.

BYTON - das Auto der Zukunft

Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass BYTON seinen zukünftigen Kunden und Fans nicht nur Hi-Tech, sondern sogar Super-Hi-Tech bieten wird. BYTON Autos haben keine Außenspiegel, keinen Auspuff und gar keine Schlüssel. Denn die braucht man auch gar nicht. Alles läuft hier über Sensoren und Smart Technologien - vom Aufsperren bis zum nach hinten schauen. Doch diese hochtechnologische Erfahrung beginnt erst richtig, wenn man sich ins Auto setzt. Denn innerhalb des Autos wird das Interior von einem über einen Meter langen Touchscreen dominiert, direkt vor den Augen des Fahrers bis zum anderen Ende des Fahrzeuges. Auf diesem Touchscreen kann man beinahe alles machen: Er zeigt den momentanen Status des Fahrzeuges an, überträgt anstelle von Seiten- und Rückspiegel Videos von der Seite und der Rückseite des Autos und schließlich ist außerdem ein eigener Teil des Bildschirms nur einem Unterhaltungssystem gewidmet. Das heißt zum Beispiel Musik und Radio. Videos und Filme dagegen sollen nicht abgespielt werden können - das wäre eine zu große Ablenkung.

Quelle: BYTON
© BYTON

Dass der Bildschirm oder die Unterhaltungsmöglichkeiten trotzdem den Fahrer von der Straße ablenken könnten, ist durchaus möglich, aber überhaupt kein Problem: Denn die BYTON Elektroautos werden zu den ersten selbstfahrenden Autos gehören. 


Genauer gesagt, sollen die Autos von BYTON der Autonomiestufe 4 angehören, was soviel heißt, wie dass der Fahrer nur noch in Notfällen eingreifen muss. Die einzig höhere Stufe die es noch geben könnte, wäre Level 5, in welcher überhaupt kein Fahrer vorhanden sein muss. Zum Vergleich: Tesla, die ebenfalls für ihre moderne Technik bekannt sind, bieten momentan nur Fahrzeuge mit Level 2 an. Der Haken an Level 4 und höherer Technologie für autonomes Fahren ist allerdings, dass es in vielen Teilen der Welt noch nicht genehmigt ist. Selbst Autonomiestufe 3 ist in vielen Ländern noch nicht komplett geregelt und gesetzlich geklärt, weshalb es fraglich ist, ob man seinen neuen BYTON überhaupt komplett ausnutzen kann, sobald BYTON Autos zum Kauf verfügbar sind.


Die Liste hochtechnologischer Features von BYTONs Konzepten ist lang. Hier sind die beeindruckendsten Technologien:

 

  • Autonomes Fahren auf Level 4
  • Moderner Elektromotor aus China
  • Autoschlüssel? Welcher Schlüssel? Das Auto schließt man ausschließlich über eine Gesichtserkennungsfunktion in Kombination mit seinem Smartphone auf
  • Außen- und Rückspiegel sind nicht nötig; Stattdessen gibt es auf den Seiten und hinten Kameras
  • Es gibt einen 1,25x0,25 Meter großen Bildschirm in der ersten Reihe des Autos. Darauf kann das Auto gesteuert und überprüft werden, die Kameras beobachtet und diverses Entertainment abgespielt werden
  • Die Bildschirmsteuerung ist auch über Handgesten möglich, man verwandelt seine eigene Hand damit in eine Fernbedienung
  • Ein kleinerer Bildschirm ist ins Lenkrad integriert
  • Weitere Bildschirme sind für Personen auf der Rückbank integriert
  • Eine Kamera in Verbindung einer künstlichen Intelligenz im Cockpit lernt den Fahrer inklusive Gewohnheiten, Persönlichkeit und Stimmungslagen kennen und reagiert darauf mit passender Musik und Vorschlägen. Ob sich die künstliche Intelligenz als neuer bester Freund oder als gruseliger Stalker herausstellt, bleibt erstmal abzuwarten.
Quelle: BYTON

Für jene, die sich dieses futuristische Konzept schon jetzt anschauen wollen und das Fahrgefühl eines BYTON Autos spüren wollen, hat die Marke ein 360° Video gedreht

Zettelt BYTON einen Krieg gegen Tesla an?

In den Medien wird BYTON vor allem gerne mit Tesla verglichen. Schließlich sind beide reine Elektroautohersteller, die gerne mit hochmoderner Technologie experimentieren und im Luxussegment arbeiten. Trotzdem scheint (inzwischen ehemaliger) BYTON Chef Carsten Breitfeld diese Konkurrenz nicht anzuerkennen. „Unsere Wettbewerber sehen wir bei den großen deutschen Premium-Herstellern Mercedes, BMW und Audi“, betonte Breitfeld in einem Interview.


Dass Tesla nicht auf der Liste steht, kann man als verwunderlich empfinden. Breitfeld selber fährt sogar einen Tesla X. Dennoch hat Breitfeld Tesla zuvor auch schon kritisiert:


„Tesla ist zwar ein echter Vorreiter in den USA, aber was die Verarbeitungsqualität betrifft, sind die Autos eine Katastrophe. Das können wir besser.“


Es wäre also möglich, dass sich BYTON Tesla ganz einfach überlegen fühlt. BYTON Autos sollen ja zum Beispiel um einiges günstiger sein als Teslas. Das erste SUV-Modell soll um nur 45.000 US-Dollar verkauft werden, während das vergleichbare Modell von Tesla, das Tesla Model X, um 93.000 Euro, oder rund 107.000 US-Dollar, erstanden werden kann.


Trotz des wesentlich billigeren Preises sollen BYTON Autos gleichzeitig technologisch fortgeschrittener sein als die von Tesla. Wie zuvor schon berichtet, sollen BYTON Autos beinahe vollautonom fahren und besitzen zusätzlich einige einzigartige Features, wie den extra großen Bildschirm oder die künstliche Intelligenz, die lernen kann, die Stimmung des Fahrers zu erkennen und mit entsprechender Musik oder Unterhaltung zu reagieren.


Aufgrund des preislichen und technologischen Vorsprungs erwartet sich BYTON auch von Anfang an eine höhere Verkaufszahl als Tesla. BYTON will durchschnittlich mehr als doppelt so viel wie seine Elektroauto-Konkurrenz verkaufen und mittelfristig 300.000 Autos im Jahr produzieren.  


Fazit ist, dass auch wenn BYTON anscheinend Tesla nicht als direkte Konkurrenz sieht, Tesla dies schon tun sollte. Und dabei vermutlich ordentlich ins Schwitzen geraten wird. Was BYTON nämlich andeutet ist: Wir können alles, was du auch kannst. Nur besser.


Bisher vorgestellte Modelle: M-Byte und K-Byte

Quelle: BYTON
© BYTON

Bisher hat BYTON zwei Modelle angekündigt: Einen SUV, der BYTON M-Byte, und eine Limousine, der BYTON K-Byte.

M-Byte

Erstmals vorgestellt wurde der M-Byte Anfang 2018 auf der CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas. Und nicht wenige sind dabei ins Staunen geraten. Denn der M-Byte SUV ist im Prinzip nichts anderes als ein mobiles Wohnzimmer, aber wesentlich angenehmer, hochwertiger und moderner, als es zum Beispiel ein Wohnwagen wäre. Elegante Ledersessel schmücken das Auto, genügend Raum zum entspannten Sitzen ist, wie in vielen SUVs üblich, auch vorhanden. Darüber hinaus kann man die Sitze in Richtung der anderen Mitfahrer drehen, denn bei einem selbstfahrenden Auto muss man sowieso nicht ständig auf die Straße schauen. Stattdessen kann man sich mit seinen Mitfahrern und Mitfahrerinnen unterhalten oder auf dem Riesenbildschirm gemütlich einen Film schauen - da fehlt eigentlich nur noch ein Popcorn- und Getränkehalter.

Der M-Byte SUV, der von BYTON Mitarbeitern gerne liebevoll SIV (Smart Intuitive Vehicle) genannt wird, besitzt alle schon zuvor genannten Hi-Tech Features, von Gesichtserkennung bis hin zur künstlichen Intelligenz und macht damit einen guten Eindruck. (Oder einen furchtbaren - je nachdem, ob man bei so vielen gesammelten Daten Missbrauch oder Hacking fürchtet.) In der Serienproduktion wird der Bildschirm in der Mitte des Lenkrads etwas kleiner ausfallen um einen Airbag einzubauen zu können (letztes Bild der oberen Gallerie). Ansonsten hat BYTON aber versprochen, dass man dem Prototypen treu bleibt.


Auch bei den Leistungsmerkmalen kann der M-Byte punkten. Es wird voraussichtlich zwei Leistungsvarianten geben, die Basiskonfiguration und die Performancekonfiguration. In der Basis-Variante soll der M-Byte bereits eine Reichweite von 400 Kilometern haben, einiges mehr als für Elektroautos derzeit typisch ist. Dazu kommt 220 kW Leistung, also 300 PS, und eine Batteriekapazität von 71 kWh. Die Performance-Variante ist dafür noch einmal um einiges stärker, mit 350 kW, beziehungsweise 475 PS, 95 kWh und einer Reichweite von 520 Kilometern. Auch laden muss der M-Byte dafür nicht allzu lange - innerhalb einer halben Stunde ist der SUV zu 80 % aufgeladen. Ähnliche Daten soll in Zukunft auch der Borgward BXi7 aufweisen, ebenfalls ein SUV aus China.

2019 wird der M-Byte in Asien seinen Marktstart haben, in den USA und in Europa erst im dritten Quartal 2020. In den USA wurde ein Preis von 45.000 Dollar angekündigt, das sind umgerechnet circa 39.300 Euro. Inzwischen wurde aber verkündigt, dass der Byton M-Byte in Deutschland ab rund 43.000 Euro verkauft werden wird – es gibt also einen Aufpreis im Vergleich zu den USA. In Österreich kann man daher einen Preis von rund 45.000 Euro erwarten.

Der M-Byte wurde am 10.09.2018 zu einem der Finalisten in der "Experimental Category" der 2018 Innovation by Design Awards ernannt.

Seit Mitte Juni 2019 gibt es außerdem erste Fotos des M-Byte Cockpits.

K-Byte

Nur wenige Monate nachdem das erste BYTON Auto, der M-Byte, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, präsentierte BYTON auf der CES Shanghai schon sein zweites Konzept: Die K-Byte Limousine

Wie seinem großen Bruder, dem SUV, mangelt es dem K-Byte nicht an technologischen Spielereien und Hi-Tech. Alles was vom M-Byte versprochen wird, soll der K-Byte auch können. Selbst die Leistungsmerkmale sind dieselben und unterteilt in eine Basiskonfiguration und eine Performancekonfiguration.


Der große Unterschied zwischen den beiden ist daher das Design. Während das erste BYTON Auto als SUV auf Geräumigkeit und ein Maximum an Komfort setzt, ist der K-Byte ein typische, hochklassige Limousine: Sie steht vor allem für Style und Design. Das Auto hat kaum Ecken und Kanten und sieht damit außergewöhnlich geschmeidig aus. Das muss nicht jeder mögen, aber der K-Byte hat trotzdem jetzt schon unzählige Fans.

Zukünftige Projekte

Auch wenn noch nicht offiziell vorgestellt, ist schon das nächste Modell von BYTON angedeutet worden. Nach dem SUV und der Limousine soll das dritte BYTON Auto ein Van mit sieben Sitzen werden. Noch ist darüber hinaus nichts bekannt, aber man darf gespannt bleiben. Der Name sollte aber nicht allzu schwer zu erraten sein - schließlich bleiben nur noch 24 Buchstaben im Alphabet übrig. Wir bitten um die Wetten.


Außerdem will BYTON Mercedes und BMW zusätzlich auf eine etwas andere Art Konkurrenz machen: Denn BYTON will seine eigene Mietwagenflotte aufbauen, vermutlich à la car2go und DriveNow, die Teil des Mercedes- und BMW-Konzerns sind. Wer sich also keinen eigenen BYTON leisten kann, wird höchstwahrscheinlich dennoch die Möglichkeit haben, einen zu fahren. Jedoch kann man damit noch nicht in den nächsten Jahren rechnen, da ehemaliger BYTON Chef Carsten Breitfeld zu dem Thema kommentierte, dass dafür ein neues, kleineres Modell nötig sei, als die Modelle, die bis jetzt angekündigt wurden. 


Zusätzlich denkbar wäre laut Breitfeld, dass BYTON in Zukunft seine eigene Musik- und Videoplattform anbietet. Da BYTON Autos als Entertainment auf Rädern gesehen werden kann, ist dies nicht allzu weit hergeholt. Jedoch ist dies momentan auch nichts als Zukunftsmusik. Oder -video.

Wer steckt eigentlich hinter BYTON?

Anfangs geleitet vom ehemaligen BMW-Führungskraft Carsten Breitfeld und immer noch unterstützt von vielen Ex-Mitarbeitern von BMW, Tesla, Google und Apple, hat BYTON ein starkes und aufsehenerregendes Team zusammengestellt. Doch auch BYTONs Investoren sind nicht ganz uninteressant. Vor allem chinesische Giganten beteiligen sich an dem Unternehmen: Internet-Riese Tencent, Suchmaschine Baidoo (“Chinas Google”), iPhone-Auftragsfertiger Foxconn und Batteriehersteller Contemporary Amperex Technology (CATL), sind alle mit von der Partie. Besondere Aufmerksamkeit schenkt man dem chinesischen Autohersteller FAW, der mit großen Investitionen gepunktet hat und der direkt der chinesischen Zentralregierung untersteht. Rund satte 800 Millionen US-Dollar an Investitionen soll BYTON durch all diese Interessenten gesammelt haben.


Auch wenn von BYTON generell als Elektroautohersteller aus China gesprochen wird, ist die Wahrheit, dass die Marke auf Asien, Amerika und Europa aufgeteilt ist. Die jeweiligen Abteilungen zum Bau der BYTON Autos wurden so aufgeteilt, dass sie sich genau dort befinden, wo es die besten Leute und Ressourcen für den Job gibt. Im Silicon Valley, USA, werden alle Smart Technologien entwickelt, aus München kommt das Design und die Ingenieurskunst und in Nanjing, China, passiert der Einkauf, die Lieferkette und die Produktion. Die Batterietechnologie kommt ebenfalls aus China - dort ist man nämlich Vorreiter in allem, was Batterien und Elektroauto angeht.

Ab wann und wo kann man einen BYTON kaufen?

Bereits dieses Jahr im Oktober sollen die ersten Fertigungstraßen betriebsbereit sein. Mitte 2019 soll dann die Produktion beginnen und Ende desselben Jahres sollen die ersten Autos verkauft werden. Ende August 2018 wurden die ersten Prototypen auch schon unter Realbedingungen getestet. Es wird also nicht lange dauern, bis es die ersten glücklichen BYTON Auto Besitzer gibt. Allerdings wird es sich zunächst nur um M-Byte Besitzer handeln, der K-Byte soll erst 2021 folgen. Ein zusätzlicher Puffer für BYTON Enthusiasten ist, dass die Modelle zunächst nur in Asien verfügbar sein werden, im dritten Quartal 2020 zumindest der M-Byte in den USA und kurz später in Europa. Dabei muss man sich auf einen Preis von umgerechnet 39.300 Euro einstellen. 

Da kann man nur noch hoffen, dass sich das Warten auch lohnen wird.

Hier sind interessante Elektrostudien zu sehen, die man schon bald auf den Straßen bewundern kann